Meine Arbeiten bewegen sich im Spannungsfeld von Malerei und Zeichnung. Sie entstehen in Serien und Reihen über längere Zeiträume, z. T. über Jahre. Grundlage sind bewusst oder unbewusst gespeicherte Eindrücke, die, gefiltert und meiner Arbeitsweise angepasst, eingesetzt werden. Das können Eindrücke von Landschaften, Architektur oder Ereignissen ebenso sein wie Tasks auf Häuserwänden oder Graffitis und Kinderzeichnungen. Zu Beginn steht die Bildidee. Diese ist gekoppelt an die mir spontan zur Verfügung stehende Stilmittel. Das können neben den üblichen künstlerischen auch dem nicht künstlerischen Kontext entnommene Gestaltungsmittel sein.
Holz findet dabei ebenso Eingang wie Plastik, Glas oder Papier. Nach dem ersten, spontanen Farbauftrag, der in einem gestischen Akt entsteht, übermale ich die Arbeiten ganz oder in großen Teilen. Während des Malprozesses überlasse ich dem Zufall breiten Raum. Dadurch verändert sich das Bild im Verlauf häufig, findet jetzt zur Bildidee zurück oder entwickelt sich selbstständig weiter. Beides steht gleichwertig nebeneinander, das streng Durchkomponierte neben dem Zufälligen und Emotionalen. Danach beginne ich die darunter liegenden Farbschichten partiell wieder freizulegen, zum Teil bis auf den Bildträger. Auch das ist bewusste Komposition. Wie Verletzungen treten diese Spuren zutage. Mein Interesse gilt dem Darunterliegenden. Ist der Bildraum nun gestaltet, betritt die Zeichnung die Bühne und das Bild findet in der finalen Linienführung seine Vollendung.
Das gleiche gilt für die kleinen überzeichneten Collagen. Vorgefundene nicht aus dem künstlerischen Kontext stammende Papiere werden, einer Bildidee folgend, collagiert und überzeichnet. Auch bei diesen Arbeiten wird die Oberfläche immer wieder verletzt und darunter liegende Spuren werden sichtbar. Diese kleinen Bilder verlangen vom Betrachter ein hohes Maß an Aufmerksamkeit
Sie sind, wie die großen Arbeiten auch, zum Verweilen gedacht. Sie erschließen sich nicht durch oberflächliche Betrachtung, sie fordern den Betrachter heraus sich auf den Dialog mit der Freiheit des künstlerischen Ausdrucks einzulassen. Es mag sein das das dem Zeitgeist wiederspricht aber in Zeiten die überwiegend auf Oberflächlichkeiten fixiert sind verstehe ich das als Kompliment.
Hansjörg Krehl